Mittwoch, 25. Oktober 2017

Rezension: Weißzeit


Vor einiger Zeit habe ich doch eine kleine Affinität zu Schweden entwickelt. Deshalb wurde ich auch gleich auf hellhörig, als ich vom neuen Roman Weißzeit des schwedischen Autors Christoffer Carlsson erfuhr. Wie mir der Roman gefallen hat und wie viel „Schweden“ tatsächlich im Roman steckt, erfahrt ihr jetzt in meiner Rezension.



WORUM GEHT ES?

Als Vega die Tür öffnet, steht die Polizei davor und sucht nach ihrem Bruder. Der ist plötzlich verschwunden, genauso wie ein anderer Bürger in der schwedischen Stadt Varvet. Die Polizei glaubt allerdings nicht an ein einfaches Verschwinden des Mannes, sondern vielmehr, dass Vegas Bruder Jakob etwas damit zu tun hat, ihn vielleicht sogar umgebracht hat. Vega glaubt allerdings nicht, dass Jakob irgendetwas getan hat, denn sie weiß, was geschehen ist. Oder zumindest glaubt sie es zu wissen. Dieser Fall ist allerdings weitaus komplizierter und sogar nicht, wie sie es erwartet. Was hat sich in der Nacht genau abgespielt?


REZENSION

Als ich Weißzeit zum ersten Mal in den Händen gehalten habe, war ich hin und weg von der Aufmachung. Die Waldszenerie passt nämlich ganz wunderbar zum Roman und erzeugt somit gleich eine düstere, aber auch geheimnisvolle Atmosphäre. Erst, wenn man den Roman gelesen hat, wird einem auffallen, wie gut dies die Stimmung des Romanes einfängt. Auch in den Buchdeckeln setzt sich diese Waldszenerie fort, was ich sehr schön finde. Rein optisch konnte Weißzeit bei mir also schon mal punkten.

Mit gerade mal 224 Seiten ist der Roman kurz gefasst. Ich versprach mir also ein kurzweiliges Lesevergnügen und wurde dahingehend auch nicht enttäuscht. Die Handlung ist in sich abgeschlossen, keine Fragen bleiben offen. Allerdings ist die Kürze auch gleich eine Schwäche des Romans, weil so wenig Raum blieb, um die Charaktere weiter aus zu gestalten. Aber komme ich gleich nochmal.

Der Wald, der auf dem Cover wiederzufinden ist und von dem auch schon im Klappentext gesprochen wird, spielt eigentlich keine allzu große Rolle, wie man es anfangs annehmen könnte. Es ist der Schauplatz eines Verbrechen, so viel sei gesagt, allerdings auch nicht mehr und nicht weniger. Da der Roman in Schweden spielt, hätte ich sehr gerne mehr über das Setting und auch die schwedische Lebensweise an sich erfahren. Im Prinzip merkt man gar nicht, dass der Roman tatsächlich in Schweden spielt, er hätte auch an jedem anderen beliebigen Ort spielen können. Das fand ich doch etwas schade, denn ich hätte sehr gerne mehr über die Umgebung erfahren.

Mit der Protagonistin Vega, aus deren Ich-Perspektive der Roman erzählt wird, wurde ich leider nie so richtig warm. Dass sie eigentlich eher unkonventionell ist, einen Hang zu Alkohol und Zigaretten hat, muss im ersten Moment nicht unbedingt ein Manko sein. Für mich war es das im Nachhinein aber leider doch. Es gab keinen Moment, indem mir Vega irgendwie sympathisch war oder ich mich in sie hineinversetzen konnte.
Vor allem hat mich aber gestört, dass Vega sich selbst lediglich auf ihr sexuelles Verlangen beschränkt hat. Man hat nicht viel mehr von ihr erfahren. Wenn es nicht um ihren Bruder oder das Verbrechen ging, dann ging es für sie lediglich um Sex.
Aber nicht nur bei Vega war das so. Fast jeder Charakter, der im Roman vorkommt, wurde auf irgendeine Weise sexualisiert, was mich extrem gestört hat. Angesichts von Vegas 16 Jahren ist dies vielleicht nicht ungewöhnlich, es hat für mich aber nicht wirklich zur gesamten Handlung gepasst. Generell wurde mir das Thema Sex auch schlichtweg zu abgedroschen behandelt, vor allem dann, als es um so ein sensibles Thema wie Vergewaltigung ging. Das wurde mir doch zu klein geredet, obwohl die Reaktionen darauf leider doch realistisch dargestellt wurden. Nichtsdestotrotz hätte ich mir eine andere Herangehensweise an dieses Thema gewünscht..

Neben Vega waren mir aber auch die übrigen Charaktere viel zu oberflächlich gestaltet. Man hätte jedem mehr Tiefe und einen expliziteren Hintergrund geben können. Aufgrund der Kürze des Romans und dadurch, dass es sich hierbei lediglich um eine Episode aus Vegas Leben handelt, hätte es aber vermutlich nicht in den Erzählrhythmus gepasst. So wirklich warm bin ich mit den übrigen Figuren allerdings auch nicht geworden. Ich habe mich sehr schwer getan, mich in sie hineinzuversetzen.

Lässt man diese Schwächen außen vor, kann der Roman aber doch mit seiner Spannung überzeugen. Die Geschichte hat immer mehr Fahrt aufgenommen und immer mehr Abgründe wurden offen gelegt. Jeder Charakter hatte ein Geheimnis und irgendwie Dreck am Stecken.
Es herrscht die ganze Zeit über eine triste Stimmung, bedingt durch das düstere Setting, was mir gut gefallen hat. Ich finde, das Buch eignet sich besonders gut für verregnete Herbsttage


FAZIT

Alles in allem konnte mich Weißzeit von Christoffer Carlsson nur mäßig begeistern. Obwohl die Geschichte an sich spannend war, so dass ich unbedingt wissen wollte, was denn da passiert ist und leider auch die Abgründe mancher Menschen realistisch getroffen hat, gab es doch einige Schwächen, die mir nicht so gut gefallen und mich teilweise sogar immens gestört haben. Es ist eben schwer, wenn man mit der Protagonistin, die die Geschichte erzählt, nicht warm wird und auch die übrigen Charaktere nicht darauf ausgelegt sind, dass man sie ins Herz schließt. Demnach bekommt Weißzeit von mir drei von fünf Kreuzen



BUCHDETAILS

Titel: Weißzeit
Autor: Christoffer Carlsson
Übersetzung: Susanne Dahmann
Verlag: Dressler Verlag
Preis: 14,99€
Sonstiges: Hardcover, 224 Seiten


Die Buchdetails sind der Webseite von Dressler entnommen.
Vielen Dank an Lea Wiebusch und Oetinger für das Rezensionsexemplar!

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