Mittwoch, 18. Oktober 2017

Rezension: Das ist kein Spiel


Habt ihr schon mal etwas von der Spieltheorie gehört? Der Protagonist Jamie aus Barry Jonsbergs neustem Roman Das ist kein Spiel ist ein regelrechter Fan dieser Spieltheorie und wendet sie selbst bei den simpelsten Dingen im Alltag an. Aber kann man diese Theorie tatsächlich auf alles anwenden? Das erfahrt ihr im Roman. Worum es aber genau geht und ob mir der Roman gefallen hat, erfahrt ihr schon hier in meiner Rezension.



WORUM GEHT ES?

Jamie ist Mathematiker und sogar ein verdammt guter. Deshalb bekommt er von seinem Lehrer auch stets Extraaufgaben, die ihn mathematisch mehr herausfordern sollen. Außerdem ist er ein großer Freund der sogenannten Spieltheorie und wendet sie besonders häufig auch im Alltag an. Sogar dann, wenn er seiner kleinen Schwester Phoebe eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt. Sein Verhältnis zu Phoebe ist sehr innig, während zu seiner größeren Schwester Summerlee niemand aus der Familie mehr durchdringen kann.
Die Ereignisse überschlagen sich, als Summerlee im Lotto gewinnt und plötzlich um sieben Millionen Dollar reicher ist. Entgegen dem Rat ihrer Eltern sucht sie die Öffentlichkeit und liebt ihren Ruhm, den sie durch den Gewinn erlangt hat. Kurz darauf wird allerdings die kleine Phoebe entführt. Der Entführer fordert zwei Millionen Dollar Lösegeld, will aber ausschließlich mit Jamie verhandeln. Der versucht natürlich, die Spieltheorie auch auf dieses Szenario anzuwenden und wird dadurch auf die Probe gestellt.  


REZENSION

Das ist kein Spiel von Barry Jonsberg klang für mich direkt nach einem interessanten Jugendthriller, der in seinem Ausgangszenario gar nicht so abwegig ist. Jemand gewinnt im Lotto, die Medien bekommen davon Wind und schon ist man für ein paar Tage das Gesprächsthema Nummer Eins. Natürlich muss da jemand auf böse Gedanken kommen!

Dass gerade seine große Schwester Summerlee im Lotto gewinnt, darauf hätte Jamie als Mathemathiker wohl nicht gewettet und es für wenig wahrscheinlich gehalten. Aber genau das ist passiert! Blöd nur, dass Summerlee ihren Gewinn nur zu gerne in die Öffentlichkeit trägt und damit jemanden ermutigt, ihre kleine Schwester Phoebe zu entführen.
Den Protagonisten Jamie, dem wir durch den Roman folgen, nimmt diese Entführung besonders mit. Schließlich war er es, der Phoebe aus den Augen verloren hatte, war er doch gerade mit ihr einkaufen. Was mir besonders gut gefallen hat, war die wahnsinnig bedrückende Stimmung, die seit der Entführung von Phoebe im Roman erzeugt wurde. Vor allem Jamie war total mitgenommen und auch seine Schuldgefühle waren nicht nur gut zu lesen, sondern auch deutlich zu spüren. Ich habe da wirklich jedes Mal mit ihm mit gelitten und konnte nur allzu gut nachvollziehen, wie er sich fühlte.
Gleiches gilt auch für Jamies Eltern, denen ich ihre Sorgen und Ängste auch jedes Mal abgenommen habe. Für mich hat der Autor dieses gesamte Szenario sehr realitätsnah umgesetzt und inszeniert.

Generell sind alle Charaktere in Das ist kein Spiel sehr gut gestaltet und ausgearbeitet. Es gibt keinen, der in irgendeiner Weise überflüssig ist, jeder spielt auf seine Weise eine wichtige Rolle in der Geschichte. Summerlee ist mit ihrer rebellischen Art wohl die Sorte Teenager, vor denen sich alle Eltern fürchten und ich finde es gut, dass sie ihr Ding ganz einfach durchzieht. Sie hat zwar einen Freund, der bei der Familie zwar nicht gut ankommt, sie aber nicht schlecht behandelt und alleine das hat ihn mir schon sympathisch gemacht.
Phoebe dagegen war mir für eine Achtjährige an manchen Stellen doch bereits eine Spur zu erwachsen und zu perfekt. Da hat mir durchaus die kindliche Naivität und der Leichtsinn gefehlt, die in dem Alter eher zu erwarten wären. Phoebes Perfektionismus war mir oft zu viel des Guten.
Dagegen habe ich Jamies besten Freund Gutless sehr ins Herz geschlossen, weil der auf seine ganz eigene Art und Weise eben herzlich war und sich um Jamie gekümmert hat. Er ist eben ein verdammt guter Freund, der für Jamie da war, als er ihn gebraucht hat und somit ein großartiger Sidekick!  
Dass Protagonist Jamie Mathematiker ist, hat mich anfangs offen gestanden etwas stutzig gemacht. Ich hatte doch Angst, dass im Roman jetzt wild mit Matheformeln um sich geschmissen wird, von denen ich absolut nichts verstehe. Doch ich kann hiermit gleich Entwarnung geben, denn dem ist nicht so! Zwar ist Mathematik wirklich ein Teil von Jamie, er beschränkt sich dabei aber überwiegend auf die Spieltheorie und die wird wirklich sehr verständlich erklärt.

Wie bereits erwähnt, schafft der Autor es sehr gut, mit Worten eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen und die Leser mitzunehmen. Mich jedenfalls konnte er damit direkt abholen.
Allerdings war mir die Erzählung an einigen Stellen doch viel zu langatmig. Es hat wahnsinnig gedauert, bis der Plot richtig Fahrt aufgenommen hat und es überhaupt um Summerlees Gewinn und Phoebes Entführung ging. Aber auch danach wurden einige Szenen noch sehr langatmig weitererzählt. Man muss allerdings auch anmerken, dass man in dieser Zeit sehr viel über die Hintergründe der Charaktere erfahren hat, was mir wiederum gut gefiel. Man hätte diese Passagen allerdings auch weniger ausschweifend und mehr auf den Punkt gebracht erzählen können, damit wäre die Geschichte an sich kompakter gewesen.
Gerade zum Ende hin war das ausschweifende Erzählen eher kontraproduktiv, weil ich dabei irgendwie das Gefühl hatte, als wollte der Autor mich um jeden Preis noch weiter hinhalten, bevor dann die große Auflösung kam.

Auch mit dem Ende an sich bin ich nicht ganz so zufrieden. Der Roman endet mir viel zu abrupt. Es gibt in meinen Augen einiges, das da noch geklärt werden müsste. Alleine schon, was für Konsequenzen diese ganze Geschichte mit sich trägt, nicht nur für den Entführer, sondern auch für die Familie an sich, da man in der Geschichte immer wieder erfährt, dass dort auch vorher schon nicht alles so rund lief.
Man hätte sich also durchaus am Anfang und mittendrin kürzer halten können, um dafür das Ende weiter auszuschmücken und so noch ein paar offene Fragen beantworten zu können. Das offene Ende stellt mich so nämlich leider nicht zufrieden.


FAZIT

Barry Jonsbergs Das ist kein Spiel ist ein Jugendthriller, der zwar mit Spannung und einem raffinierten Plot überzeugt, aber an manchen Stellen doch viel zu ausschweifend erzählt wird. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und stützen den Roman weitesgehend. Besonders hervorheben muss man die Stimmung, insbesondere die Bedrücktheit, die der Autor mit seinem Schreibstil erzeugt. Allerdings hat der Roman für mich dennoch einige Schwächen vorzuweisen, weshalb ich nur drei von fünf Kreuzen an Das ist kein Spiel vergeben kann.




BUCHDETAILS

Titel: Das ist kein Spiel
Autor: Barry Jonsberg
Übersetzung: Ursula Höfker
Verlag: cbt
Preis: 14,99€
Sonstiges: Klappenbroschur, 320 Seiten

Die Buchdetails sind der Webseite von Random House entnommen.
Vielen Dank an cbt und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

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