Montag, 24. April 2017

Rezension: Ich, Eleanor Oliphant


Heute erscheint Ich, Eleanor Oliphant, der Debütroman der schottischen Autorin Gail Honeyman bei Ehrenwirth, aus dem Verlagshaus Bastei Lübbe. Ich durfte den Roman bereits vorab lesen und werde euch heute in meiner Rezension erzählen, wie er mir gefallen hat und warum diese Geschichte vielleicht nicht etwas für jedermann ist. 



WORUM GEHT ES?

Für Eleanor Oliphant sind die simpelsten Aktivitäten, wie sich mit Freunden verabreden oder sich gar etwas zu essen bei einem Lieferdienst zu bestellen, undenkbar. Sie ist es gewohnt, so wenig Kontakt mit Menschen zu haben, wie nur möglich und es scheint ihr auch nicht viel auszumachen, denn sie ist es schließlich seit Jahren so gewohnt. Dies macht ihr Leben natürlich einsam, doch auch daran hat sich Eleanor gewöhnt.
Bis zu dem Abend, an dem sie ein Konzert besucht und sich dort in den Sänger einer Band verguckt. Sie realisiert, dass sie etwas an sich und ihrem Leben ändern muss, um mit dem Musiker zusammen sein zu können. Also begibt sich Eleanor auf eine Reise, auf der sie vieles über sich und ihre doch tragische Geschichte erfährt und allmählich zu sich selbst findet


REZENSION

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich aufgrund des Klappentextes eine völlig andere Geschichte erwartet hatte. Eine Geschichte über eine Frau, die auf der Suche nach der großen Liebe ist und dabei zu sich selbst findet. Umso überraschter war ich, dass Gail Honeymans Roman so viel mehr zu bieten hatte. Es wirkt tatsächlich wie eine Geschichte aus dem wahren Leben und das macht es gleichzeitig schön, aber auch traurig.
Der Roman ist in drei Abschnitte geteilt, gute Tage, schlechte Tage und bessere Tage. Treffender hätte man diese Abschnitte wohl nicht benennen können. Ich war teilweise sehr überrascht von den Wendungen, die die Geschichte nahm und wie schnell die Emotionen umschlagen konnten.
Mir hat vor allem der Abschnitt Schlechtere Tage sehr gut gefallen, da man dort so viel über Eleanors Leben erfahren hat und dadurch Erklärungen erhält, wieso sie so ist, wie sie eben ist.

Eleanor war von Anfang an ein Charakter, in den ich nur schwer hineingefunden habe. Ich hatte sie immer als weibliche Version von Sheldon Cooper aus The Big Bang Theory im Kopf, weil sie eben auch so ihre Macken und Ticks hatte, die außergewöhnlich wirkten.
Oft konnte ich ihre Art nicht nachvollziehen, ahnte jedoch, dass mehr dahinter stecken musste, denn es wurde auch immer wieder kurz angeschnitten, dass ihr etwas passiert sein musste. Und siehe da, ich sollte recht behalten.
Je mehr sich Eleanor jedoch anderen Menschen gegenüber öffnete, desto mehr wurde dann auch ich mit ihr warm.
Da der Roman aus Eleanors Perspektive geschrieben ist, bekommt der Leser einen noch viel tieferen Einblick in ihr Seelenleben. Das ist sowohl positiv, als auch negativ, denn wer mit ihr als Charakter nicht warm wird, der wird vermutlich sehr oft den Kopf schütteln. Das kann vor allem daran liegen, dass Eleanor stets ungeschönt und ohne Rücksicht auf Verluste ihre Meinung sagt. Ihre Ehrlichkeit ist unerbittlich, was manchmal herrlich amüsant ist, manchmal aber auch grotesk.
Auch Eleanors Sprachniveau mag für den einen oder anderen vielleicht zu hochgestochen sein, denn es macht es dem Roman keine leichte Lektüre.

Besonders hervorheben möchte ich auf jeden Fall die Freundschaft zwischen Eleanor und Raymond. Ich habe die Beiden zusammen immer sehr genossen und finde es super, dass die Freundschaft nicht durch eine Liebesbeziehung zerstört wird, denn für mich funktionieren die beiden Charaktere in der Konstellation von Freunden perfekt. Für Eleanors Entwicklung war es besonders wichtig, jemanden wie Raymond zu haben, der sie so schätzt, wie sie ist und ihr immer zur Seite steht.
Raymond habe ich generell sehr schnell in mein Herz geschlossen. Er war für mich von Anfang viel zugänglicher und ich finde es gut, dass er eine so prägende Rolle in dem Roman spielt.

Für mich endet der Roman genau an der richtigen Stelle. Alle Fragen, die ich mir noch gestellt habe, wurden mir auf den letzten Seiten beantwortet und ich konnte das Buch mit einem guten Gefühl zuklappen. Auch Eleanors Entwicklung finde ich wirklich gelungen und vor allem realistisch dargestellt. Es ist die Geschichte einer sehr tapferen und starken Frau, die, wie eine Raupe, erst aus ihrem Kokon heranreifen muss, um dann als schöner Schmetterling strahlen zu können.


FAZIT

Mit Ich, Eleanor Oliphant erzählt Gail Honeyman eine beeindruckende Geschichte, die einen mitnimmt und vor allem durch ihre Authentizität überzeugt. Obwohl ich anfangs doch Schwierigkeiten mit Eleanor hatte, wurde ich im Verlauf des Romans doch wärmer mit ihr und vor allem ihre starke Charakterentwicklung hat mir ganz besonders gefallen. Für diejenigen, die interessiert an einem Roman über Selbstfindung mit einer gewissen Tiefe sind, ist Ich, Eleanor Oliphant durchaus zu empfehlen. Von mir erhält der Roman von Gail Honeyman vier von fünf Kreuzen.




BUCHDETAILS

Titel: Ich, Eleanor Oliphant
Autorin: Gail Honeyman
Übersetzung: Alexandra Kranefeld
Verlag: Bastei Lübbe, Ehrenwirth
Preis: 20,00€
Sonstiges: Hardcover, 528 Seiten


Die Buchdetails sind der Webseite von Bastei Lübbe entnommen.
Vielen Dank an Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar!

2 Kommentare:

  1. Hallo Jenny,
    einen schönen Blog hast du :)!
    Ich bin schon sehr gespannt auf dieses Buch, weil mich das Thema Soziale Angst sehr beschäftigt und interessiert. Deine Rezension klingt gut und macht auf jeden Fall Lust darauf, das Buch zu lesen.
    Viele Grüße,
    Steffi

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    Antworten
    1. Hallo Steffi,
      Das freut mich, wenn meine Rezension zum Lesen animiert. :) Ich denke, wenn dich das Thema interessiert, wird dir das Buch sicher zusagen.

      Liebe Grüße
      Jenny

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