Samstag, 4. März 2017

Rezension: Eine Insel im Meer


In meiner heutigen Rezension möchte ich mitnehmen auf die Reise von Steffi und Nelli, die ihre Heimat Wien verlassen müssen und von ihren Eltern nach Schweden geschickt werden, wo Pflegefamilien sie als Flüchtlingskinder aufnehmen. Wie mir Annika Thors Roman Eine Insel im Meer aus dem Carlsen Verlag gefallen hat, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest.



Worum geht es?

Die beiden Schwestern Steffi und Nelli stammen aus einer jüdischen Familie in Wien. Aufgrund der allmählichen Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten werden sie als Flüchtlingskinder nach Göteborg in Schweden geschickt und von dort aus weiter mit einem Schiff auf eine schwedische Insel. Eine Insel im Meer. Dort kommen sie getrennt in zwei Familien unter, die sich um die Mädchen kümmern. Ihre Eltern wollen derweil eine Einreisegenehmigung nach Amerika erwirken, wohin sie zusammen mit den Mädchen fliehen wollen. In der Zwischenzeit jedoch müssen Steffi und Nelli vorerst mit ihrem neuen Leben in Schweden zurecht kommen. Es stellt sich heraus, dass ihnen, besonders aber Steffi, nicht nur die Sprache Schwierigkeiten bereitet, sondern auch die Traditionen gewöhnungsbedürftig sind.


Rezension

Mit seinen gerade mal 240 Seiten ist der Roman von Annika Thor wirklich schnell durchgelesen. Da aus der Sicht der zwölfjährigen Steffi erzählt wird, ist die Sprache leicht verständlich und es wird auf umständliche Satzkonstruktionen verzichtet, was mir gut gefallen hat. Auch die Sprachbarriere zwischen den deutschsprachigen Kindern und den schwedischen Einwohnern wurde sehr gut gelöst, indem die Dialoge selbst dann ausgeschrieben wurden, obwohl die Mädchen noch kein Wort Schwedisch verstanden.

Allerdings bin ich während des Lesen nicht wirklich warm geworden mit dem Roman. Meinem Empfinden nach hat der Geschichte so etwas wie Spannung gefehlt. Es war bloß eine lose Erzählung, wie die Mädchen auf die Insel kamen und wie sie sich dort eingelebt haben. Es kam eher einem Reisebericht gleich. Dies wurde zwar sehr realistisch dargestellt, indem man eben die Schwierigkeiten nicht nur in Bezug auf Sprache, sondern auch auf eigene Traditionen und vor allem die Religion miteinbezogen hat, doch mich konnte das leider nicht ganz überzeugen. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass irgendetwas passiert, was die Handlung vielleicht in eine andere Richtung schlägt. Zwischenzeitlich wurde immer mal ein wenig Spannung angedeutet, aber auf den nächsten Seiten direkt wieder zerschlagen, was ich sehr schade fand!
Deshalb war für mich das Lesen an sich leider etwas zäh, obwohl ich eigentlich sehr schnell voran gekommen bin. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass nicht wirklich etwas passierte.

Besonders gestört hat mich vor allem Steffis Verhalten gegenüber ihrer Schwester. Dass sie die Kleinere oft als Dummkopf bezeichnete und ihr gemeine Sachen an den Kopf warf, die sie sofort bereute, aber sich nicht direkt entschuldigte, ließ mich oft den Kopf schütteln. Ich kann zwar nachvollziehen, woher diese Abwehrhaltung kommt, schließlich ist sie in Schweden ganz neuen Lebensbedingungen ausgesetzt und dann auch noch von ihren Eltern getrennt, aber gerade in dieser Zeit hätte ich mir doch größeren Zusammenhalt unter den Schwestern gewünscht, zumal ihnen aus ihrem vorherigen Leben nur die jeweils andere geblieben ist.

Was mir jedoch gut gefallen hat, ist die Einbringung verschiedener schwedischer Traditionen. Es war wirklich interessant zu erfahren, wie Ostern oder Weihnachten dort gefeiert wird oder was für andere Feierlichkeiten die Schweden so haben. Auch die realistische Einbringung des historischen Hintergrunds ist der Autorin sehr gut gelungen. Vor allem aber, dass nicht durch den ganzen Roman hindurch auf den Nationalsozialismus herumgestochert wurde, empfand ich als sehr angenehm.


Fazit

Eine Insel im Meer von Annika Thor konnte mich im Ganzen leider nicht überzeugen. Mir hat vor allem etwas mehr Spannung oder Dramatik in der Handlung gefehlt, was die Geschichte vielleicht nochmal in eine andere Richtung gelenkt hätte. So erschien mir die Erzählung leider an einigen Stellen etwas fad. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass sich Eine Insel im Meer, aufgrund des historischen Kontextes, gut als Lektüre für den Deutschunterricht eignet. Allerdings kann ich dem Roman leider nur zwei von fünf Kreuzen vergeben.



Buchdetails

Titel: Eine Insel im Meer
Autor: Annika Thor
Übersetzung: Angelika Kutsch
Verlag: Carlsen
Preis: 7,99€
Sonstiges: Taschenbuch, 240 Seiten


Die Buchdetails sind der Webseite von Carlsen entnommen.
Vielen Dank auch an Carlsen für das Rezensionsexemplar!

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